Eindämmung der Übertragung von multiresistenten Bakterien durch konsequente Hygienemaßnahmen am Beispiel MRSA
01.08.2008 / Dr. Peter Anselment
In einem bemerkenswerten Artikel im Juliheft des Deutschen Tierärzteblattes, hat der Kollege Univ.-Prof. Dr. Lothar H. Wieler auf die Gefährdung von inbesonders in der Großtierpraxis und / oder klinisch tätigen Tierärzten und Personal hingewiesen, die sich mir MRSA, dem sogenannten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus Bakterium zu infizieren. Dieses Bakterium muss heute ganz klar als Zoonoseerreger eingestuft werden!
MRSA sind weltweit die am meisten gefürchteten Erreger im Krankenhaus erworbener Infektionen. Allein in deutschen Krankenhäusern infizieren sich jährlich rund 16.000 Menschen mit MRSA, die Infektionen gehen mit erhöhter Morbidität und Letalität einher, besonders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
Bekannt ist auch, dass ca. zwei bis vier Prozent der Bevölkerung symptomlose Träger von MRSA sind. Diese Erreger werden u.A. im Nasenvorhof, im Rachen, in den Achselhöhlen und am Haaransatz nachgewiesen, von wo aus sie leicht und sehr effektiv durch normale Kontakte auf andere Personen und Patienten übertragen werden können.
Eine bedenkliche Tatsache ist nunmehr, dass in den letzten drei Jahren plötzlich das Vorkommen von MRSA bei gesunden Schweinen beobachtet wurde, und zwar mit erschreckend hoher Prävalenz: In Deutschland 57-65 Prozent!
Nach neueren epidemologischen Untersuchungen haben Landwirte und praktische Tierärzte nachweislich eine erhöhte MRSA-Kolonisierungsrate, d.h. sind Träger von MRSA. Diese Berufsgruppe zählt somit zu einer Risikogruppe, die vermehrt MRSA übertragen kann! Sie können also auch andere (auch Tiere) gefähreden, sind aber auch selbst vermehrt gefährdet. Denken Sie nur eineml an sich und ihre Mitarbeiter und sie möglichen Konsequenzen, wenn Sie von einer evtl. stationären Klinikaufnahme als MRSA-Träger identifiziert werden.
Tatsache ist leider, dass im tiermedizinischen Alltag die postoperativen MRSA-Wundinfektionen zunehmen - insbesondere in intensiv-chirurgisch tätigen tierärztlichen Praxen und Kliniken. Die Folgen sind verzögerte Wundheilung, Entfernung von Implantaten, stärkeres Leiden der Patienten, Ansteigen der Behandlungskosten und Vertrauensverlust bei den Patientenbesitzern.
Die wichtigsten Erkenntnisse für die tierärztliche Praxis: Bewusstmachen und Ernstnehmen dieser Probleme, die mit der plötzlich EU-weiten Ausbreitung eines MRSA-Genotyps in Schweinen ein dramatisches Ausmaß erreicht hat. Probleme beruhen häufig in erster Linie auf unzureichender Hygiene und werden durch einen nicht zielgerechten Einsatz von Antiinfektiva gefördert (Breitband-Schrotschuss-Therapien).
Erforderlich ist
- konsequentes Tragen von betriebseigener Schutzkleidung
- richtige Anwendung von Mundschutz (nicht über den Kopf ziehen und dann wieder aufsetzen) und Einmalhandschuhen
- keine Kontaminierung zwischen Schutz- bzw. Praxiskleidung und Privatkleidung zulassen
- Händedesinfektionsspender und Einmalhandtücher anbringen
- Hygieneplan aufstellen
- gute Hautpflege anbieten
Wenn unsere klinisch tätigen Kollegen ihre Arbeit professionell durchführen und die Regeln einer guten Hygiene und eines wohldurchdachten Antiinfektiva-Einsatzes einhalten, wird auch MRSA zu kontrollieren sein.
Die nächsten multiresistenten Bakterien stehen aber schon vor der Tür!
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