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Tierarztpraxis - der hautbelastete Arbeitsplatz

26.08.2002 / Dr. Hans-Friedrich Willimzik

 

Berufsbedingte Hauterkrankungen sind für den Arbeitgeber teuer und für den Arbeitnehmer beschwerlich und belastend.

Für beide sind die meisten Fälle der berufsbedingten Hauterkrankungen aber vermeidbar.

Wie Erlanger Arbeitsmediziner errechneten, ist pro 1000 Vollzeit Arbeitnehmer mit ca. zwei Fällen von Kontaktekzemen zu rechnen. Volkswirtschaftlich bedeutet dies ca. 800.000 Krankentage und einen Verlust von fast 500 Millionen Euro.

Auf die Tiermedizin bezogen können wir von ca. 30 bis 50 Neuerkrankungen pro Jahr in der BRD ausgehen.

Bezüglich der Hautbelastung ist der Arbeitsplatz in der Tierarztpraxis mit einer besonderen Gefährdung behaftet. Dabei entstehen die Hauterkrankungen nicht durch eine alleinige Ursache. Meistens kommen mehrere Faktoren zusammen, häufig auf der Basis einer angeborenen Hautschwäche.

Im Einzelnen lassen sich folgende Gefährdungsbereiche und -potentiale in der Tierarztpraxis auflisten:

 

Häufige Händereinigung

Arzthelferinnen beim Händewaschen

Wegen der verschiedensten Hautkontakte kommt es in einem normalen tierärztlichen Praxisalltag bis zu 100 Händewaschungen. Um hierbei eine unnötige Hautbelastung zu vermeiden, sollte ein Händewaschplan erstellt und den Mitarbeitern nähergebracht werden.

Besonders wichtig beim Hände waschen ist der richtige Reinigungsvorgang und das sorgfältige Abspülen des Reinigungsmittels. Wenn Seifenreste auf der Haut verbleiben, so werden diese den Säure- und Fettmantel schädigen und die Hautschutzbarriere abbauen.

Ein typisches Beispiel für eine inadäquate Hautreinigung ergibt folgender Sachverhalt. Beim Handentwickeln einer Röntgenaufnahme kommt es zu einer Kontamination der Hände mit Entwicklungslösung. Der Mitarbeiter sucht sofort die Waschgelegenheit auf und wäscht sich die Hände gründlich mit Seife.

Trotz korrekten Händetrocknens wurde hier welcher Fehler gemacht?

 

Fehlende Hauttrocknung

Nach jedem Händewaschen sollte eine sorgfältige Hauttrocknung erfolgen. Diese ist am günstigsten mit einem "normalen" Handtuch durchzuführen. Papierhandtücher sind häufig zu rauh und führen zu Mikroverletzungen. Lufttrockner belasten dagegen die Haut zu stark.

 

Wässrige Lösungen

Sie sind allgegenwärtig in einer Tierarztpraxis und belasten die Haut durch Veränderung der Hautflora und Aufweichung der Hornschicht. Neben Reinigungs- und Desinfektionsmitteln kommen Körperflüssigkeiten der Patienten wie Blut und Urin vor. Medikamente und Wundspülungen, Infusionslösungen und Röntgenentwickler, Fixier- und Spüllösungen um nur einige zu nennen. Zusätzliche Belastungen sind im Labor gegeben.

 

Reinigungsmittel

Hiermit besteht ein überwiegender Kontakt am Arbeitsplatz der Tierarzthelferin. Sie ist ohne Hautschutz bzw. ohne den Gebrauch von Schutzhandschuhen besonders gefährdet. Leicht kann sich eine Abnutzungsdermatose oder eine Mazeration der Haut einstellen. Ein entsprechender Reinigungsplan für die Praxis mit Unterweisung der Tierarzthelferinnen im richtigen und sparsamen Gebrauch kann hier vorbeugen und schützen.

 

Desinfektionsmittel

In vielen Praxen gibt es einen zu häufigen und gelegentlich falschen Gebrauch an Desinfektionsmitteln. Insbesondere der Einsatz ohne effektiven Hautschutz oder ohne Gebrauch von Handschuhen führt einerseits zu einer Abnutzungsdermatose, andererseits wird die empfindliche Hautflora geschädigt und pathogenen Bakterien der Weg bereitet. Ein gezielter Einsatz von hautfreundlichen Desinfektionsmitteln schafft hier Abhilfe.

 

Tragen von Gummi- oder Latexhandschuhen

Hierbei kommt es häufig zu einem Feuchtigkeitsstau und Mazerationseffekten. Deshalb sollte auf geringe Tragezeiten, gute Hauttrocknung und Hautpflege besonders geachtet werden. Weiterhin ist die Möglichkeit der Entstehung einer Latexallergie zu berücksichtigen. Auch Allergien auf die puderbestandteile sind bekannt. Bei auftretenden Problemen werden Ersatzhandschuhe im Fachhandel angeboten.

 

Allergiesierende Substanzen

Davon gibt es eine ganze Reihe in der Tierärztlichen Praxis, z.B. Desinfektions- und Reinigungsmittel oder medizinische Lösungen wie z.B. Antibiotika, um nur die Wichtigsten zu nennen. Insbesondere bei einer vorgeschädigten Haut, z.B. auf der Basis einer Abnutzungsdermatose, kommt es zu einer erheblichen Allergenaufnahme. Daher ist die intakte Hautbarriere der beste Schutz vor der Entstehung einer Allergie.

 

Fehlender Hautschutz

Unter den vorangegangenen sieben Punkten wurden hautbelastende Faktoren für die Hände aufgelistet. Auch das Tragen von Handschuhen, obgleich dem Schutz dienend, belastet unsere Hände. Das regelmäßige richtige Benutzen von Hautschutz- und pflegesalbe sollte daher in jeder Praxis ein unbedingtes muss sein. Ein entsprechender Hautschutz und Pflegeplan sollte erarbeitet werden und aushängen. Der Praxisinhaber hat auf eine regelmäßige Anwendung zu achten.

Hautschutz- und Pflegesalben sollten von der Praxis unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Solch eine Investition in die Mitarbeiter einer Praxis ist immer gut angelegtes Geld.

 

Kalt-feuchte Jahreszeit

Zu Frühlingsbeginn und vor allem im Spätherbst kommt es schon durch die Witterung zu einer erheblichen Belastung der Haut durch Kälte und Feuchtigkeit. Deshalb ist in diesen Zeiten auf besondere Hautpflege zu achten. Auch auf das korrekte Abtrocknen der Hände sollte in dieser Zeit besonderer Wert gelegt werden.

 

Zusätzliche private Hautbelastungen

Wenn es zu einer Hauterkrankung am Arbeitsplatz kommt, muss umgehend jede weitere Schädigung der Haut unterbunden werden. Zusätzlich sollte ein Mitarbeiter aber auch über mögliche private Hautbelastungen aufgeklärt werden, um eine möglichst schnelle und folgenfreie Ausheilung zu gewährleisten.

Eine konsequente Anwendung der o.a. Empfehlungen sichert die Hautgesundheit Ihrer Mitarbeiter. Sie schafft Zufriedenheit beim Personal und hebt damit die Motivation Ihrer Angestellten. Sie vermeiden teure und unnötige Krankentage und eine langwierige Gesundung.

 

Für weiterführende Fragen steht der Autor telefonisch gerne zur Verfügung

Pro Praxis e. V., 1. Vorsitzender Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Arzt für Arbeitsmedizin, Umweltmedizin und Sportmedizin, praktischer Tierarzt, In den Siefen 5, 66346 Püttlingen, Tel. (0 68 06) 92 20 03, Fax (0 68 06) 92 20 05, E-Mail: h.fr.willimzik@propraxis.de

 

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