Tipps zum Umgang mit Tierpatienten
04.03.2014 / Dr. Wieland Beck
Wenn in der Tierarztpraxis etwas schief geht, liegt es in der Regel an den kleinen und größeren Patienten. Diesen Schluss legen zumindest zahlreiche Untersuchungen zu den Gesundheitsrisiken von Tierärzten nahe. Außerdem kommt bei den Medizinern der Stress durch lange Arbeitszeiten und Bereitschaftszeiten auch am Wochenende hinzu. Schlaflose Nächte gehören leider zum Alltag praktischer Tierärzte, wenn z.B. gegen Mitternacht ein Hund mit einer Magendrehung eingeliefert wird oder wenn am Sonntag früh um drei Uhr die Kalbung einer Kuh nicht funktioniert. Dann ist Eile geboten und auch die Unfallgefahr z.B. auf den Fahrten zu den Höfen entsprechend erhöht. Katzen sind manchmal wirklich kleine Tiger und Kühe stellen sich schon einmal auf die Stiefelspitzen des Veterinärs.
Nach Untersuchungen der BGW Hamburg waren an in einem 5-Jahreszeitraum gemeldeten Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten zu 2,8 Prozent Rinder, zu 18,3 Prozent Pferde, zu 22 Prozent Hunde, zu 54,1 Prozent Katzen und zu 2,8 Prozent andere Tierarten beteiligt. Demnach scheinen Katzen eine besondere Gefahr für Verletzungen beim Behandler darzustellen. An dieser Stelle sollen ein paar Tipps gegeben werden, die den Umgang mit Tierpatienten erleichtern.
Entspannte Katzen lassen sich besser untersuchen und behandeln. Daher sollten diese Tiere niemals schutzlos im Wartezimmer neben (bellenden) Hunden sitzen. Am besten sind sie bis zur Behandlung im Korb aufgehoben. Weidenkörbe sind aber sehr ungünstig, da es immer sehr schwierig ist, die Stubentiger dort herauszuholen. Hierbei kommt es nicht selten zu Biss- oder Kratzverletzungen, die auch wochenlange Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben können.
Am besten ist es, wenn der Tierbesitzer selbst sein Tier aus dem Korb holt. Die Besitzer sollten in die Behandlung mit einbezogen werden: Tiere halten lassen, fragen wo man kraulen sollte, usw. Sehr zu loben sind Tierbesitzer, die ihren Tierarzt schon vor Behandlungsbeginn auf mögliche Gefahren hinweisen, die von ihrem Haustier ausgehen können. So etwas sollte auch in der Krankenkarte vermerkt werden (Cave!), wenn Hunde oder Katzen sehr ängstlich oder sogenannte "Angstbeißer" sind. Manche Patienten lassen sich auch nicht gerne ins Maul oder in die Ohren schauen. Bei einigen Katzen ist sogar das Fiebermessen schier unmöglich. Deshalb muss im Zweifel und wenn eine eigene Gesundheitsgefährdung zu befürchten ist, darauf verzichtet werden. In der Praxis sollte keine unnötige Aufregung verbreitet werden. Hektische Bewegungen und lautes Rufen sind zu vermeiden. Im Behandlungszimmer sollte dem Patienten etwas Zeit zum "Warmwerden" gegönnt werden. In der Zwischenzeit wird der Halter nach dem Befinden des Tieres befragt. Vor der Behandlung sollte man vorsichtig Kontakt mit dem Tierpatienten aufnehmen. Am besten ist, wenn möglich, die Behandlung auf Augenhöhe durchzuführen, da sich die Patienten dann nicht in der „Raubvogelperspektive“ wiederfinden und bedroht fühlen.
Bei der Untersuchung ist immer genau auf die Signale des Tieres zu achten, da man nur dann ggf. zügig reagieren kann. Es sollte hierbei zügig, aber ohne Hast vorgegangen werden. Injektionen sind immer so einfühlsam wie möglich vorzunehmen. Wenn man sich Mühe gibt, bekommt man dabei auch schwierige Patienten gezähmt. Immer daran denken: Eine Katze kann zu nichts gezwungen werden! Deshalb sind nicht intensives Festhalten und "Knebelung", sondern vorhergehende Streicheleinheiten oft die Lösung.
Zahlreiche Bissverletzungen passieren bei der Narkoseeinleitung und in der Aufwachphase. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Azubis und Praktikanten sind diesbezüglich gesondert zu belehren, da gerade in diesem Personenkreis oft Verletzungen auftreten. Bei Großtieren sollte, gerade in der Hinterhand, immer ein ausreichender Sicherheitsabstand eingehalten werden, um Trittverletzungen zu vermeiden. Im Kuhstall bitte immer Gummistiefel anziehen. Wenn Sie aufmerksam und umsichtig sind und diese kleinen Tipps beherzigen, können Sie das Unfallrisiko minimieren und werden viel Freude an diesem schönen Beruf haben, das wünscht ihnen das Pro Praxis-Team.
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